Reisebericht Gastkonzert in Oltreppo, Italien (2006)

Tutto va bene...

.. mit kaum mehr als dieser Aussage in unseren Gepäckstücken traten wir am Freitagmorgen den 30. Juni 2006 unsere Reise nach Oltrepo an, und folgten so dem Ruf unseres Gastgebers il Proffesore. (Soll ich den Schluss gleich zu Anfang verraten? Es lief auch alles ganz nach dem Motto: tutto va bene.) Ein paar Stunden vor unserer Abfahrt öffnete die Gotthardautobahn erneut ihre Pforten, nachdem nicht sicher war, ob wir nach den Steinschlägen von mitte Monat nicht doch via Simplon nach Italien fahren müssen. Aber so genoss unser Verein freie Fahrt,

und dass diese auch reibungslos verlief, dafür sorgte unser Chauffeur Andreas. Die Stimmung im Car war gut. Die einen dösten noch etwas vor sich hin, während die anderen sich viel zu erzählen hatten. Und da war auch noch diese dritte Fraktion, welche die anderen mit ihren Gesängen beglückte! So – irgendwann hatten wir den Gotthard, einen Kaffeehalt und die Grenze hinter uns und unser erster Stopp galt der Stadt Vigevano. In kleineren Gruppen besichtigten wir die historische Altstadt und hatten Gelegenheit ein Mittagessen einzunehmen, bevor wir dann zum ersten Mal auf unseren Proffesore trafen.

Von diesem Zeitpunkt an hatten wir einen kompetenten Reiseführer und dank Reto klappte auch die Verständigung zwischen uns und unserem fürsorglichen Gastgeber hervorragend. So wurden wir zuerst einmal in Richtung Pavia geführt, wo wir das Kartäuser-Kloster "Certosa di Pavia" mit seiner äusserst filigranen Fassade besichtigten. Darauf folgte die Stadtbesichtigung rund um Pavia um anschliessend Bummeln gehen zu können. Denn im Gegensatz zu unserem Aufenthalt in Vigevano, war hier in Pavia die Siesta vorbei und so waren die Geschäfte geöffnet. Für heute blieb uns nur noch die kurze Fahrt zu unserem Hotel in Marengo bei Alessandria. Zwischen Willkommens-Drink und Dessert informierte uns der Proffesore über den Ablauf der nächsten beiden Tage. Gerne hätten wir erfahren, was wir bei unserem Gastkonzert zu erwarten haben. Aber zu mehr als, dass wir im Freien spielen und dass wir danach zum Abendessen eingeladen sind, liess sich unser Gastgeber nicht aus. Nach einem Schlummertrunk in der Hotelbar siedelten nacheinander unsere Mitglieder in die Zimmer um.

Andere Länder – andere (Ess)-sitten

Warum sollen wir zum Frühstück Brot essen, wenn es Kuchen gibt? Aber zwischen was soll ich denn den Schinken klemmen, wenn besagte Scheiben fehlen? Ist doch egal, geschmeckt hat es wohl jedem und so waren wir frisch gestärkt um erst einmal nach Asti an den Wochenmarkt zu fahren. Dazu stiegen unsere Musikkollegen aus Bellinzona zu uns in den Car ein. Mit ihnen werden wir heute Abend das Konzert verbringen. Und so hatten wir bereits Gelegenheit gegenseitig auf Tuchfühlung zu gehen. Zum Mittagessen waren wir wieder zurück im Hotel Marengo, um anschliessend in Stradella das Akkordeon-Museum zu besuchen. Hier wurden einst Stradella-Akkordeons sehr erfolgreich produziert, was etlichen Bewohnern der ganzen Region Arbeit sicherte. Die Produktion wurde jedoch längst eingestellt.

Auf der Fahrt zum Konzertort absolvierten wir eine Betriebsbesichtigung einer Wein- und Prosecco-Produktionsstätte. Selbstverständlich fehlte die abschliessende Degustation nicht.

So näherten wir uns allmählich dem eigentlichem Reiseziel. Via Feldweg gelangten wir zu einem alten Gutshof in der Nähe von Casteggio. Darauf folgte Aufstellen und Probe. Unser Orchester wird als erstes aufspielen. Zum ersten Mal zogen wir uns unsere neuen Vereins-T-Shirts über (als Garderobe diente eine Kapelle;

Duschen vor dem Auftritt blieb Wunsch, und daher zogen wir wohl wie nie zuvor soo neue Kleider soo ungeduscht an, denn schliesslich verbrachten wir einen wunderschönen Tag bei sehr hohen Temperaturen!).Nichts desto trotz folgte ein sehr schöner Auftritt, in äusserst angenehmen Ambiente. Rund um die Bühne waren Fackeln aufgestellt und von einem Balkongeländer wehte unsere Vereinsfahne. Wir waren überrascht vom Publikumsauflauf, selbst ein Kardinal fand den Weg, (welcher beinah Feuer fing). Wir gaben in Etwa unser Jahreskonzert wieder, was von Publikum goutiert wurde. Nach einer Rochade wurden wir von den Tessinern abgelöst und wir durften Akkordeonmusik geniessen. Leider gab es nicht nur Musikfreunde an diesem Abend! Eine ganze Invasion Stechmücken hatten es auf uns abgesehen. (Heute bin ich mir sicher, dass diese gegen uns kämpften!)

Mit dem Abendessen verhielt es sich ähnlich wie mit dem Brot zum Frühstück: wo war es? Irgendwie schafften es die Italiener knapp vor Mitternacht uns zu verköstigen. Nur kam da unser Chauffeur langsam mit seinen Ruhezeiten in Zugzwang, wollten wir anderntags zeitig wieder los. Die Heimreise zurück ins Hotel, (wie Andreas seinen 52-plätzigen Doppelachser auf einem italienischen Feldweg kehrte, blieb uns ein Rätsel) verlief sehr ruhig. Bedeutet diese Ruhe, dass wir die Singfraktion am Konzertort vergessen hatten?

Was sich danach im Weiher des Strassenkreisels in der Nähe unseres Hotels noch alles abgespielt hatte, entzieht sich leider meinen Kenntnissen. 

Das AOE zu Besuch beim Bürgermeister

Frisch geduscht, unsere Mückenstiche gesalbt, folgten wir anderntags der Einladung des Bürgermeisters von Casteggio, zwecks Ehrung. Empfangen wurden wir im Versammlungszimmer vom Bürgermeister persönlich, dem Gemeindeschreiber und der Sekretärin. Nach Worten gegenseitiger Wertschätzung und Übergabe kleiner Präsentchen folgte ein musikalischer Schlusspunkt vorgetragen durch unseren Proffesore. Ihn hörten wir übrigens nicht zum ersten Mal aufspielen, war er, wie wir auch, vor ein paar Jahren am Eidgenössischen Musikfest in Lyss dabei. Nur wär hätte da gedacht, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen würden?

Danach hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit, um durch den örtlichen Wochenmarkt zu schlendern. Und was lernen wir da? Melonen werden nicht am Pollostand bezahlt und die Zahl "tledici" kommt im italienischen Wortschatz nicht vor! (ausser man ist Italienerin chinesischer Abstammung).

Zum Mittagessen kehrten wir an den gestrigen Konzertort zurück, wo uns ein leckeres Mahl vorgesetzt wurde.

Die einen genossen darauf einen herrlichen Kaffee, die anderen vergnügten sich im Brunnen, welcher als Swimmingpool dienen musste. Danach blieb uns nur noch dem Proffesore zu danken und Adieu zu sagen.

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AOE vor dem Kartäuser-Kloster "Certosa di Pavia"

Empfang und Ehrung beim Bürgermeister von Casteggio

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