Neuigkeiten | Dirigent Hugo Felder hört nach 30 Jahren per GV 2023 auf - ein Interview (2022)

30 Jahre Dirigent Hugo Felder – eine Ära geht zu Ende

Hugo Felder hat das Dirigentenamt beim AOE 1993 als Nachfolger von Jolanda Eichenberger übernommen. Er war damals 22-jährig und stand als gelernter Elektroniker kurz vor seinem Studium zum Elektroingenieur. Genau in dieser Zeit trat Beat Steiner in das Orchester ein und konnte somit den Werdegang von Hugo hautnah miterleben. Zum Abschluss dieser Ära stellt Beat Steiner einige Fragen an Hugo:

Hugo, du bist nun seit 30 Jahren Dirigent des AOE. Kannst du dich an deine ersten Proben als Dirigent mit dem Orchester erinnern?

Ja. Das liegt jedoch mehr als 30 Jahre zurück. Peter Frey war damals Dirigent des AOE und gab mir nach einigen Dirigierlektionen die Möglichkeit, vor das AOE zu stehen und ein Stück selbständig einzustudieren. Das war eine tolle Erfahrung, aber auch etwas einschüchternd. Das AOE hat mir jedoch viel Wohlwollen entgegengebracht und es hat alles wunderbar funktioniert.

Als Quereinsteiger hast du dich im Laufe der Jahre immer weitergebildet. So z.B. auch am Hohner-Konservatorium in Trossingen (DE). Was hat dich motiviert, diesen grossen Aufwand hinzunehmen?

Musik war immer mein leidenschaftliches Hobby. Nach Trossingen ging ich wegen Hans-Günther Kölz. Ich wollte bei ihm Kompositionsunterricht nehmen. Er hat eine Spezialvereinbarung für mich ausgehandelt und so konnte ich ein Jahr lang als Hospitant alles besuchen, was ich wollte und viel mit ihm persönlich kompositorisch herumexperimentieren. Hinter die Kulissen und Arbeitstechniken eines so grossartigen Komponisten zu sehen, ist sehr motivierend.
Aber auch die Dirigentenkurse beim Schweizer Blasmusikverband bei Toni Kurmann oder das Studium Instrumental- und Vokalpädagogik an der Hochschule Luzern Musik haben mich fasziniert, da ich immer wieder spannende Leute und Neues rund um die Musik kennen lernen durfte.

Du hast die Konzertreihe Virtuose Akkordeonmusik ins Leben gerufen. Was war hier die Idee dahinter?

Ich war nur einer der treibenden Kräfte. Aber die Idee war, das Instrument in seiner gesamten Vielfalt dem Publikum zu präsentieren. So kamen Orchester, Solisten, Ensembles aus Jazz, Klassik, Volksmusik etc. aus aller Welt zum Zuge. Wichtig dabei war die Virtuosität, um zu zeigen, was alles auf höchster Stufe der jeweiligen Sparte möglich ist. Der Name „Virtuose Akkordeonmusik“ stammt übrigens von Dino Frey, der uns viele der weltweit tätigen Künstler vermittelte.

Neben deiner Dirigier-Tätigkeit beim AOE hast du dich auch einige Jahre im Vorstand des eidgenössischen Verbandes Akkordeon Schweiz engagiert und bist nun Ehrenmitglied. Dort hast du als Ausbildungsverantwortlicher das Akkordeon-Wochenende Sursee initiiert und organisiert. Welche Erfahrungen hat dir dieses Engagement gebracht?

Neben dem Musikalischen war mir immer auch der Austausch wichtig. Gerade am jährlich stattfindenden Akkordeon-Wochenende Sursee (heute Akkordeon Tage Schweiz) trafen sich Interessierte jeden Alters, vom Amateur bis Profi aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus, um sich ihrer Leidenschaft zu widmen. Rund 140 Personen an sechs verschiedenen Kursen war der Höchststand an einem Wochenende. Daraus entstanden nachhaltige Bekanntschaften über die Vereins- und Landesgrenzen hinaus, was mich sehr freute. Dass diese Veranstaltung nach mir weiterentwickelt wurde und heute noch existiert, freut mich besonders.

Was waren deine Vereins-Highlights in deiner AOE-Karriere?

Da gab es viele. Das Wettspiel in Innsbruck mit rund 10‘000 anderen Akkordeonisten aus aller Welt war sicher ein Highlight. Oder die Live-Sendung beim Radio DRS, die verschiedenen CD-Aufnahmen, die Konzertreisen nach Deutschland, Italien, Österreich und nach Ungarn, das erste Mal in der Oberstufe zu spielen, einmal sogar erfolgreich in der Höchststufe, das Pawel Smirnow Orchester in Ebikon und so weiter. Für mich gab es aber auch viele stille Highlights, die ich einfach für mich genoss, z.B. wenn musikalisch im Orchester etwas speziell gut geglückt ist, oder ich ein mir selbst gesetztes Ziel erreicht habe.

Was sind deine musikalischen Pläne nach der Beendigung des Dirigieramtes beim AOE?

Ich möchte Neues ausprobieren, mich musikalisch neu inspirieren lassen und die vielfältige, musikalische Landschaft mit frischem Geist erkunden. Ich habe einige Ideen, lasse es ein Stück weit aber einfach auch mal auf mich zukommen.

Lieber Hugo, im Namen des Vorstandes und des ganzen Orchesters, aber auch unserer Gönner und Musikfreunde bedanke ich mich ganz herzlich bei dir für dein grosses Engagement und Herzblut, das du in all den Jahren in das Akkordeon-Orchester Ebikon gesteckt hast!

Einige musikalische Stationen

Akkordeonunterricht und erste Dirigentenerfahrung bei Peter Frey. Seit 1993 Dirigent des AOE, davor Spieler und Vizedirigent. Dirigentenausbildung beim Schweizer Blasmusikverband bei Toni Kurmann. Abschluss am Hohner-Konservatorium Trossingen (DE) in Popularmusik bei Hans-Günther Kölz und Nebenfach Dirigieren bei Fritz Dobler. DAS Instrumental- und Vokalpädagogik an der Hochschule Luzern Musik. Acht Jahre im Zentralvorstand Akkordeon Schweiz, Bereich Weiterbildung/Schulung. An diversen Musikfesten in Musikkomitee, u.a. Präsident Musikkomitee am Eidg. Akkordeon-Musikfest 2000 in Luzern, Jurymitglied an verschiedenen Musikfesten, Komponist, J+M Leiter für Akkordeon und Blasmusik.